Staatliche Realschule Bessenbach
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Nachdem unsere Schule im Juni 2016 zur Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage ernannt wurde, stellte sich uns zugleich die Frage, wie wir diesem Auftrag nachhaltig gerecht werden.
Nach anfänglichen kleineren Projekten wuchs der Wunsch etwas Kontinuierliches zu etablieren, das unsere Schule und unser Schulklima positiv beeinflussen sollte. Ein Konzept, das in den einzelnen Klassen der Unterstufe für ein besseres Miteinander sorgen und gleichzeitig die SchülerInnen zu mehr Mitsprache und Eigenverantwortung verhelfen sollte. Außerdem sollte dadurch ein Frühwarnsystem hinsichtlich ungünstig verlaufender gruppendynamischer Prozesse entstehen, um rechtzeitig gegensteuern zu können.
Um ein breit aufgestelltes Konzept zu bekommen, das die ganze Schulgemeinschaft im Blick hat, war es uns wichtig, SchülerInnen höherer Jahrgangsstufen mit heran zu ziehen. Dadurch sollte die Eigenverantwortung praktiziert und gleichzeitig Vorbilder generiert werden. Des Weiteren sollte deren Ausbildung in Schulmediation und Moderation auch in die höheren Jahrgangsstufen hineinwirken.
So entstand die Idee der Klassencoaches – Schüler- und Schülerinnen-Teams gemischt aus den Jahrgangsstufen acht bis zehn, die in den fünften und sechsten Klassen in eigens dafür vorgesehen Zeitfenstern im Stundenplan Klassenratstunden abhalten.
Start war im Mai 2018 mit den ersten Bewerbungen und dem ersten Schulungstag im Juni. Die Durchführung dieses Konzeptes findet seit dem Schuljahr 2018/19 statt.
Schülerinnen und Schüler bewerben sich im 2. Halbjahr der siebten Jahrgangsstufe für das Amt des Klassencoaches. Die Ausbildung startet sodann durch einen Ausbildungstag am Ende des Schuljahres und wird mit einem zweiten Ausbildungstag im kommenden Schuljahr fortgesetzt. Bereits im November ist ihr erster Einsatz zusammen mit den erfahrenen Klassencoaches aus den höheren Jahrgangsstufen in einer fest zugeteilten fünften oder sechsten Klasse. Im laufenden Schuljahr finden immer wieder Treffen für Rücksprachen und Hilfestellungen mit den zwei betreuenden Lehrerinnen statt. Im Februar werden die Klassencoaches von diesen Betreuerinnen auf einem zwei-tägigen Seminar im Hinblick auf Moderationstechniken, Körpersprache und Streitschlichtung weitergebildet.
Ein weiteres Ziel dieser ausgiebigen Treffen ist es, immer wieder ein neues sichtbares Zeichen für die ganze Schule zu setzen. So wurden bei einem Schulungstag beispielsweise große Sprechblasen mit motivierenden Sätzen gestaltet, die immer noch im ganzen Schulhaus gut sichtbar aufgehängt sind. Ein anderes Mal wurden sogenannte Komplimente to go für alle SchülerInnen der Schule platziert, die sprichwörtlich reißenden Absatz fanden.
An einem fest im Schulkalender verankerten Modustag findet sich jedes Klassencoach-Team bei seiner fünften bzw. sechsten Klasse ein, die bereits einen Stuhlkreis vorbereitet hat. Hier wird, angeleitet und moderiert von den Coaches, eine Klassenrat-Stunde abgehalten, in der entweder bereits vorher auf Zetteln abgegebene oder spontan genannte Probleme innerhalb der Klassengemeinschaft thematisiert und von der Klasse gelöst werden können. Sollte bei den immer wiederkehrenden Terminen dieser Klassencoach-Stunden einmal kein konkreter Gesprächsanlass vorhanden sein, werden gemeinschaftsbildende Maßnahmen durchgeführt.
Das Projekt wird von zwei Lehrerinnen (Sonja Bayer & Maria Schmidtpott) gestaltet, betreut und durchgeführt. Unser gemeinsames Ziel ist es, das Schulklima weiter zu verbessern und den Zusammenhalt und Zugehörigkeit in und zur Schule zu stärken. So wurde bereits auch die Bewerbung und Durchführung der Zertifizierung der Schule Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage durch Frau Bayer veranlasst und organisiert.
Außerdem qualifizierten sich die beiden Lehrerinnen in einer Zusatzausbildung Schulmediation und in einem mehrschrittigen Verfahren zur Behandlung von Mobbing.
So ist es diesem Lehrerteam möglich, die Ausbildungseinheiten alle selbst zu konzipieren und durchzuführen.
Deutsch, Biologie
Das Projekt Klassencoaches läuft jetzt erfolgreich das vierte Jahr und hat bereits bei den Schülerinnen und Schülern zur Sensibilisierung für die Themen kollegialer Umgang, Empathie und Fairness beigetragen. Auf Wunsch der Klassencoaches wurde im Schuljahr 2019/20 auch das Konzept der Streitschlichter in das Projekt mit aufgenommen, um auch individuelle Konflikte über die Klasse hinaus klären zu können. So befindet sich alles in einem sich weiterentwickelnden Prozess, der so auch immer an die aktuellen Bedürfnisse der Schüler und Schülerinnen angepasst werden kann.